Windstärke / Beaufort berechnen
Ganz ehrlich, in den vielen Jahre seit meiner Segel-Ausbildung habe ich geglaubt, dass die
Beaufort-Tabelle auf Basis empirischer Zuordnungen von Windstärken zu Windgeschwindigkeiten
entstanden sei, dass über die Jahrhunderte hinweg die Seefahrer mit ihren Erfahrungen vom
Wellenbild, von den Segelstellungen etc. eine Zuordnung auf die Windstärken getroffen hätten
und dass das Ganze dann von Sir Francis Beaufort (1774 - 1857) “ordentlich” zu Papier
gebracht worden sei!
Doch weit gefehlt! Es ist ganz anders!
Zufällig stieß ich auf eine Formel zur Errechnung der Beaufort-Tabelle.
v = 0,836 m/s * B
3/2
bzw. B = (v / 0,836 m/s )
2/3
(v ist die Windgeschwindigkeit [m/s] und B ist Windstärke [Bft] )
Wer es also genau errechnen will, muss auf die o.g.
Formeln zurückgreifen. Mit Hilfe einer EXCEL-
Tabelle läßt sich die Beaufort-Tabelle berechnen.
Doch ganz so einfach ist es leider nicht. Das
liegt daran, dass man die Windstärke in ganzen
Zahlen zwischen 0 bis 12 angibt, also ohne
Kommastellen. Wenn wir also Windstärke 8
sagen, dann muss man dahinter das Intervall
von 7,5 bis 8,49 sehen, für Windstärke 10 das
Intervall von 9,5 bis 10,49 usw.
Auf der Basis dieser Intervalle entsteht nun die
nebenstehende Tabelle:
Da die Windgeschwindigkeit nur mit einer
Kommastelle angegeben werden soll, müssen
durch die entstehenden Intervall-Überdeckungen
einige Werte korrigiert werden. Erst dann entsteht
die uns bekannte Tabelle der Windstärken, die ich
zur Vollständigkeit noch mal einfüge, hier auch
mit den gängigen Dimensionen s/m, km/h und
kn (sm/h).
Natürlich sind auch bei diesen Werten wieder
"Intervallkorrekturen" notwendig gewesen.
Man wundert sich über den Faktor 0,836 in den obigen Formeln. Ich vermute, dass dieser Faktor
ursprünglich gar nicht enthalten war und sich die Formel auf Meilen bezog. Die Umrechnung der
englischen Maße Landmeile auf Seemeile basieert etwa auf diesem Faktor.
Es gibt dankenswerter Weise auch eine Näherung für die
Ermittlung der Windstärke. Man kann sich das ganz gut
merken und es passt auch fast:
B
N
= (v + 10) / 6
(Die Dimensionen lassen wir mal ganz großzügig weg!)
Die Näherung liefert in den "gängigen" Windstärken
4 bis 8 ganz gute Werte.
Alles unter 4 und über 8 wünscht man sich beim Segeln
doch eh nicht! Oder ?
(Übrigens gab es 1946 auch Versuche, die Skala der Windstärken bis auf 17 zu erweitern, das
hat sich aber wohl nicht durchgesetzt. Aber mit der o.g. Formel könnt ihr diese Windstärken
nun leicht nachtragen; in der Hoffnung, dass sie euch unterwegs niemals begegnen werden!)
Auch dann glaubte ich noch, dass sich ein findiger Mathematiker auf die bekannte Beaufort-Tabelle
gestürzt hat und mit dieser Formel "mathematische Ordnung" schaffen wollte. Aber nein!
Die uns als Beaufort-Tabelle bekannte Zuordnung ist durch die obige
Formel 1946 definiert worden.
In den Jahrhunderten davor gab es in der Seefahrt natürlich bereits viele Ansätze dazu, die ältesten sind
schon vor Beaufort entstanden. Die Windstärken wurden vor allem auch verbal beschrieben,
"leichte Brise, Sturm, ..." usw. - wie es ja auch heute noch in der Meteorologie und der Seefahrt üblich
und streng definiert ist.
Hätte man sich füher einfach den nebenstehenden
Graphen einmal gezeichnet (Windstärke zu
Windgeschwindigkeit), dann hätte man sicher den
exponentiellen Zusammenhang erkennen müssen!
s e g e l n - w w w